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Journal cultura & psyché, Vol. 5, article 4 "Wenn die Eltern sterben: Trauer, Entscheidungsfindung und Herausbildung einer Erwachsenenpersönlichkeit im ländlichen Togo" von Tabea Häberlein
02.05.2024
Zusammenfassung zum Beitrag:
In den Sozialwissenschaften wurden Tod und Sterben vor allem im Kontext von Übergangsriten thematisiert, wie sie in Beerdigungen, Einäscherungen, Mahnwachen oder Gedenkfeiern stattfinden. Mit dem Tod der Älteren verschieben sich die Generationen, und die Jüngeren werden selbst zu Älteren. In diesem Beitrag gehe ich auf das Ableben meines Gastvaters ein, der eine lokal bedeutende Person im Norden Togos war und im Jahr 2018 verstarb. Im darauffolgenden Jahr wurde er, wie in diesem Kontext üblich, mit einem umfangreichen Trauerritual geehrt. Anhand intensiver und aktiver teilnehmender Beobachtung zeige ich die Herausforderungen, mit denen sich meine Gastgeschwister konfrontiert sahen, um sich nach dem Ableben des Vaters prozesshaft den sozialen Status des Erwachsenseins erarbeiten zu können. Durch tägliche Entscheidungsfindungsprozesse formten, manipulierten und reorganisierten die erwachsenen Söhne und Töchter die erforderlichen Rituale. Sie setzten sich dabei mit Fragen der Erbfolge auseinander, navigierten Konflikte zwischen animistischen und christlichen Riten und trafen Entscheidungen zur Deutung von Rindern als Geschenk zur Ahnenehrung oder als verspätete Brautgabe. In diesem Artikel vertrete ich das Argument, dass ebensolche Entscheidungsfindungen am Ende des Lebens der Älteren ein wichtiger Prozess für die heranwachsende Generation sind, um den sozialen Status von erwachsenem Sein zu erreichen.
Der Beitrag ist Open Access.